Tschüss «Stehri»

2. September 2024

Danke für alles. Ich trage Dich für immer in meinem Herzen! Du hast mich hart und liebevoll angepackt, gefordert und herausgefordert, an mich zu glauben, immer, immer, immer, egal was ist.

Ich erinnere mich als ob es gestern war: Du warst Trainer beim FC Aarau und hast mich als 19-jähriger Grünschnabel in die erste Mannschaft raufgeholt. Über ein halbes Jahr habe ich auf der Ersatzbank geschmort und auf meine Chance gewartet. Dann kam der Tag X, das entscheidende Spiel im Abstiegskampf.

Wie immer hast Du uns eine halbe Stunde vor dem Spiel nochmals so richtig heiss gemacht:

«Meine Herren heute geht es um Leben oder Tod. Mit der Nummer 2, Ruedi. Ruedi, das ist deine Chance. Heute muss das Blut spritzen, grätsche in die Achillessehne, die müssen ihn mit der Bahre vom Platz tragen. Und dort, wo du hinlangst, wächst nachher nichts mehr, da muss Wüste sein.» Wow, ich war richtig geladen, ich spürte so ein Feuer in mir aufsteigen.

Und dann hast Du noch einen nachgelegt: «Ruedi, wenn Du den Ball hast, dann spielst du ihn sofort. Und dass es klar ist: Du gehst mir nicht über die Mittellinie, das bringt uns nichts, das kannst du nicht. Verstanden?» Ziemlich eingeschüchtert, nickte ich. Ich spürte eine Wut in mir, dass Du nicht an mich glaubst, dass Du mich auf einen Rasenmäher, auf eine blutrünstige Kampfsau reduzierst.

Ich habe das gemacht, was ich am besten konnte: grätschen, kratzen, spucken. So tankte ich Vertrauen und in der 2. Halbzeit ging ich plötzlich frech über die Mittellinie und 2 Minuten vor Schluss habe ich die Flanke zum Siegestor geschlagen.

Mein lieber «Stehri» heute weiss ich, Du hast mich damals auf Deine ganz eigene Art getestet: glaubt er an sich oder nicht? Bleibt er stehen oder bricht er zusammen? Du hast zutiefst in mir etwas berührt und bewegt, was schon immer da war: «Ruedi, glaub an Dich, immer, immer, immer, egal was ist.»

Danke «Stehri», für mich bist Du ein Geschenk des Himmels. In diesem einen kurzen Moment habe ich meine Aufgabe hier auf dieser Welt gefunden:

«Frech über die Mittellinie zu gehen und die Flanke zu schlagen für meine Mitmenschen»

Tschüss «Stehri». Danke für alles. Ich werde Dich für immer in meinem Herzen tragen.

In grosser Liebe
Ruedi