Ein Brief an die UEFA

1. April 2021

Ich bin schockiert, wütend und traurig. «Sforza fehlt das Format. Im Wissen um seine gespaltene Persönlichkeit war von Anfang an klar: Das passt nicht zusammen!» schreibt der Kolumnist der Aargauer Zeitung in seiner Fussball Kolumne. Und demontiert so gnadenlos nicht nur den Trainer Sforza, sondern auch den Menschen Ciriaco Sforza.

‹Gespaltene Persönlichkeit› ist ein Fachbegriff aus der Psychiatrie. Der Kolumnist sagt damit nichts anderes als: «Sforza ist gestört, nicht zurechnungsfähig und braucht dringend eine Therapie!» Was für eine unglaubliche Frechheit. Was für eine Arroganz.
Was für eine Anmassung: selbstherrlich eine psychiatrische Diagnose zu stellen und sie zu benutzen, um den Trainer in aller Öffentlichkeit zu denunzieren. Ganz, ganz übel! Eine Persönlichkeitsverletzung. Eine Respektlosigkeit gegenüber ihm als Mensch. Und er stellt ihn als Trainer an den Pranger und damit die ganze Trainerzunft:

Mit dem Trainer können wir machen, was wir wollen. Getraut sich eh keiner, sich zu wehren. Und das Traurige: die Trainer selbst haben das schon lange akzeptiert:
«Damit muss man als Trainer leben.» Machtlos und still leiden sie vor sich hin und fühlen sich alleine gelassen.

Der Trainer ist kein Freiwild für die Medien! Wir dürfen da nicht weiterhin tatenlos zusehen, wie ein Trainer öffentlich demontiert wird, zum Abschuss freigegeben wird. Egal ob er gewinnt oder verliert, der Trainer ist ein Mensch. Klar ist allerdings auch: er ist allein verantwortlich für den Misserfolg, aber auch für den Erfolg!

Ich habe es mir zur Lebensaufgabe gemacht, den Trainer zu stärken. Ihm eine Stimme und die Bedeutung zurückzugeben: dass er der Wichtigste ist im ganzen Verein, das Herzstück des Sports.

Ich würde mir wünschen, dass Sie, Herr Čeferin, als Präsident der UEFA, eine Lanze brechen für einen respektvollen Umgang mit den Trainern. Stärken wir gemeinsam den Trainer! Geben wir ihm den Respekt, die Wertschätzung und die Bedeutung zurück, die ihm zusteht, gerade in dieser neuen Zeit! Vergessen wir nicht, dass der Fussball von grossen Trainerpersönlichkeiten aufgebaut und geprägt wurde. Diese Menschen haben den Fussball, weit über den Sport hinaus, zu dem gemacht, wofür er heute noch steht oder wieder stehen sollte: die Menschen zusammenzubringen.

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Kopie Brief an:
Frank K. Ludolph, Head of Football Education Services UEFA
Präsident: Dominique Blanc (SFV), Fritz Keller (DFB), Leo Windtner, (ÖFB)
Direktor: Pierre-Luigi Tami (SFV), Oliver Bierhoff (DFB), Peter Schöttel (ÖFB)
Rolf Cavalli, Chefredaktor Aargauer Zeitung (AZ)

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Video Mensch Trainer – Hommage an den Trainer!
Eine Wertschätzung für die Arbeit des Trainers.